Fassade eines Hauses mit Baugerüst während Sanierungsarbeiten zur Verbesserung der Wärmedämmung

Die EU strebt ehrgeizige Klimaziele an, die auch den Gebäudesektor betreffen. Bis 2030 soll der Energieverbrauch deutlich gesenkt werden – doch was bedeutet das für Eigentümer*innen? Von einer generellen Sanierungspflicht kann derzeit keine Rede sein, doch die EU-Gebäuderichtlinie setzt klare Vorgaben, die die Mitgliedstaaten bis 2026 in nationale Gesetze umsetzen müssen.

In diesem Artikel erfährst du, welche Ziele hinter der EU-Gebäuderichtlinie stehen, welche Maßnahmen sinnvoll sind und welche Vorteile eine energetische Sanierung mit sich bringt.

Was sind die Ziele der EU-Gebäuderichtlinie?

Die EU-Gebäuderichtlinie (EPBD) ist eine zentrale Maßnahme, um den Energieverbrauch von Gebäuden zu senken und die Klimaneutralität bis 2050 zu erreichen. Zu den wesentlichen Zielen gehören:

  • 16 Prozent weniger Primärenergiebedarf bis 2030 (im Vergleich zu 2020)
  • 20 bis 22 Prozent weniger Primärenergiebedarf bis 2035
  • Klimaneutralität aller Wohngebäude bis 2050

Ein besonderer Fokus liegt auf Gebäuden mit schlechter Energiebilanz: Mindestens 55 Prozent der Einsparungen sollen durch die Sanierung der 43 Prozent der Gebäude mit der schlechtesten Energiebilanz erreicht werden.

Für Neubauten gibt es ab 2030 eine klare Vorgabe: Alle neuen Gebäude sollten emissionsfrei sein.

Welche Gebäude stehen im Fokus der Vorgaben?

Die EU-Gebäuderichtlinie konzentriert sich vor allem auf Gebäude mit schlechter Energiebilanz. Dazu gehören:

  • Ältere Gebäude, die vor 1990 gebaut wurden und über eine schlechte Wärmedämmung verfügen oder veraltete Heizsysteme nutzen.

  • Wohngebäude mit Modernisierungsrückständen, wie undichten Fenstern oder ungedämmten Dachgeschossen.

Gebäude, die bereits nach modernen energetischen Standards errichtet wurden, sowie denkmalgeschützte Immobilien oder Ferienhäuser, die nur selten genutzt werden, sind von den Vorgaben in der Regel nicht betroffen.

Welche Maßnahmen können zur Zielerreichung beitragen?

Um die EU-Ziele zu erreichen, können verschiedene Maßnahmen umgesetzt werden, darunter:

  • Dämmung von Fassaden, Dächern und Kellerdecken, um Wärmeverluste zu minimieren.

  • Austausch alter Fenster durch energiesparende Modelle.

  • Modernisierung von Heizsystemen, wie der Umstieg auf Wärmepumpen oder die Integration thermischer Solaranlagen.

Die Umsetzung dieser Maßnahmen bleibt jedoch freiwillig und wird durch staatliche Förderprogramme unterstützt.

Gibt es ab 2030 eine Pflicht zur energetischen Sanierung für einzelne Gebäude?

Eine allgemeine Pflicht zur energetischen Sanierung ab 2030 für einzelne Gebäude gibt es nicht. Die EU schreibt lediglich vor, dass jedes Mitgliedsland sicherstellen muss, die vorgegebenen Einsparziele zu erreichen. Wie diese Vorgaben umgesetzt werden, bleibt den einzelnen Ländern überlassen.

In Deutschland regelt das Gebäudeenergiegesetz (GEG) bereits die Energieeffizienz von Gebäuden. Es gibt jedoch keine generelle Pflicht zur Sanierung bestehender Immobilien. Das GEG enthält lediglich Vorgaben für den Einbau neuer Heizungsanlagen, wie beispielsweise einen Mindestanteil erneuerbarer Energien, lässt dabei aber bewusst Spielraum bei der Wahl der Technologien.

Gibt es Konsequenzen bei Nichterfüllung?

Aktuell gibt es keine rechtlichen Konsequenzen oder Bußgelder für Eigentümer*innen, die keine Sanierungsmaßnahmen durchführen. Die EU-Staaten haben bis Mai 2026 Zeit, ihre nationalen Gesetze anzupassen. Es bleibt abzuwarten, ob Deutschland strengere Regelungen einführt.

Allerdings hat die Vernachlässigung energetischer Maßnahmen wirtschaftliche Folgen: Gebäude, die nicht energieeffizient modernisiert werden, könnten an Marktwert verlieren, da Käufer*innen und Mieter*innen zunehmend auf Energieeffizienz achten.

Welche Vorteile hat eine energetische Sanierung?

Auch wenn eine energetische Sanierung derzeit keine Pflicht ist, bietet sie zahlreiche Vorteile, die sie zu einer lohnenden Investition machen:

  • Senkung der Energiekosten: Durch eine verbesserte Energieeffizienz wird weniger Energie für Heizung und Strom benötigt, was langfristig zu finanziellen Einsparungen führt.

  • Erhöhter Wohnkomfort: Eine gute Dämmung und moderne Heizsysteme sorgen für ein angenehmeres Wohnklima ohne Zugluft oder kalte Stellen.

  • Wertsteigerung der Immobilie: Energetisch sanierte Gebäude sind attraktiver für Käufer*innen und Mieter*innen und erzielen auf dem Immobilienmarkt meist höhere Preise. Schon heute liegt der Preisunterschied zwischen nicht sanierten und energetisch gut sanierten Gebäuden bei 40 bis 50 Prozent.

  • Beitrag zum Klimaschutz: Eine energetische Sanierung reduziert den CO₂-Ausstoß des Gebäudes und unterstützt aktiv die Erreichung der Klimaziele.

Diese Vorteile machen eine energetische Sanierung nicht nur ökologisch sinnvoll, sondern auch wirtschaftlich attraktiv.

Praktische Tipps zur Planung einer energetischen Sanierung

Eine erfolgreiche Sanierung beginnt mit einer gründlichen Planung. Der erste Schritt sollte immer eine Energieberatung sein. Achte darauf, Betriebe auszuwählen, die nachweislich Erfahrung mit energetischen Sanierungen haben. Dadurch stellst du sicher, dass die Arbeiten fachgerecht und effizient durchgeführt werden.

Zertifizierte Energieeffizienz-Expert*innen analysieren den Zustand deines Gebäudes und zeigen dir auf, welche Maßnahmen am sinnvollsten und wirtschaftlichsten sind. Zudem erstellen sie einen individuellen Sanierungsfahrplan (iSFP) und informieren dich über staatliche Fördermöglichkeiten. 

Es stehen zahlreiche Förderprogramme zur Verfügung, darunter Kredite der KfW-Bank und Zuschüsse des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA), die speziell für energetische Sanierungen bereitgestellt werden. Diese Förderungen können einen erheblichen Teil der Kosten abdecken und die finanzielle Belastung deutlich reduzieren. Die Kombination verschiedener Fördermöglichkeiten macht energetische Sanierungen noch attraktiver und erschwinglicher.

Eine Pflicht zur energetischen Sanierung für einzelne Gebäude gibt es aktuell nicht. Die EU-Gebäuderichtlinie verpflichtet die Mitgliedstaaten lediglich, bis 2030 konkrete Energieeinsparziele zu erreichen. Wie dies umgesetzt wird, liegt in der Verantwortung der Länder. In Deutschland gibt es bisher keine verbindliche Sanierungspflicht, sondern lediglich Vorgaben im Gebäudeenergiegesetz (GEG) für Neubauten und den Einbau neuer Heizsysteme.

Trotzdem lohnt sich eine energetische Sanierung: Sie senkt die Energiekosten, steigert den Wohnkomfort und erhöht den Immobilienwert. Zudem leistet sie einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz. Mit einer fundierten Planung, staatlichen Förderprogrammen und einer schrittweisen Umsetzung kannst du nicht nur dein Zuhause effizienter gestalten, sondern auch langfristig profitieren.

Die Inhalte dieses Beitrags werden mit großtmöglicher Sorgfalt recherchiert. Dennoch ist das Auftreten etwaiger Fehler nicht immer auszuschließen. Eine Haftung für die Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität kann daher trotz eingehender Prüfung nicht übernommen werden.

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