Computer-Horror-Game-Umsetzung mit Fingerspitzengefühl
SILENT HILL ist ein fesselnder Horrorstreifen, und das ist etwas sehr Positives. Zu behaupten, er sei eine der besten - wenn nicht die beste - Computerspiel-Verfilmungen, wäre definitiv auch keine Lüge, würde aber zu kurz greifen. SILENT HILL ist gut, weil er sich nicht darauf reduziert, ein Film zu svom Bildschirm auf die Kinoleinwand zu übersetzen, sondern darüber hinaus auch sich selbst als Film ernstnimmt.
Das neue Genre der Game-Movies hat bereits einiges an Umsetzungen geliefert, zu deren Tiefpunkten sicherlich die von Uwe Boll zu verantwortenden Zerfilmungen zu zählen sind, allen voran das uninspirierte und fahrlässige ALONE IN THE DARK sein dürfte, das seine intensiv-fiebrige Vorlage in einen Scherbenhaufen verwandelte.
SILENT HILL ist - anders als z. B. die Resident Evil-Filme - nicht bloß ein aufregender, aber direkt gestrickter Zombie-Shooter, SILENT HILL ist - wie man zumindest als Spieler des Games wissen dürfte - ein Bewusstseinszustand. Die Vorlage legt die Latte hoch auf, weil das Spiel selbst bereits so viele cineastische Momente aufweist, dass Fehler in der Umsetzung schlicht unverzeihlich sind. Gottlob stellen die Inszenierung von Christophe Gans und das Skript von Roger Avery mit dem notwendigen Fingerspitzengefühl sicher, dass der Film die notwendige Nähe zur Vorlage bewahrt.
Die Geschichte, die Gans erzählt, bedient sich munter aus einer Vielzahl von Vorlagen, angefangen von einer irregeleiteten Religiosität, die (und insbesondere deren zentrale Figur) stark an CARRIE angelehnt ist, über allgegenwärtig lauernden Schrecken im Stile der MÄCHTE DES WAHNSINNS bis hin zu Elemente des neueren Japan-Remake-Horrors wie THE RING oder THE GRUDGE - letzteres kaum verwunderlich, stammt das Spiel doch von der japanischen Spieleschmiede KONAMI.
Die Großtat der Produktion besteht jedoch darin, die Beklemmung, die das immersive Game im Spieler auszulösen vermag, indem es ihn über der Controller und das Force-Feedback sozusagen zum Teil von Silent Hill macht, auch in den Film zu hinüberzuretten. Insbesondere jene Szenen, in denen die in SILENT HILL gestrandete Rose (Radha Mitchell) sich allein oder nur in Begleitung der dort ebenfalls umherirrenden Polizistin Cybil (Laurie Holden) der Angriffe der Kreaturen von Dark Silent Hill ausgesetzt sieht, schaffen eine Atmosphäre des atemlosen Entsetzens.
Ästhetisch, narrativ, darstellerisch ist SILENT HILL - ausgenommen vielleicht das Finale, welches mir dann doch ein wenig zu sehr in den Splatter abdriftet und mich stirnrunzelnd kontrollieren ließ, ob der Film wirklich ab 16 freigegeben sei - ist SILENT HILL auf sehr hohem Niveau und allenthalben eine Empfehlung für jene wert, für die Horror einfach auch mal ein wenig gruselig sein darf, anstatt ein atemloses Schlachten zu zelebrieren.
Warum dann trotzdem nur 4 von 5 möglichen Punkten?
Weil ich die Special Edition bewerte - und diese ist eher weniger überzeugend. Abgesehen von der ärgerlichen Tatsache, dass es keinen Audiokommentar gibt (nicht einen einzigen, nicht vom Regisseur oder Drehbauchautor oder einigen Darsteller, einfach von niemandem), fallen die Featurettes auf der zweiten DVD sehr marktschreierisch aus.
Darum insgesamt 5 Punkte für den Film, 3 Punkte für die Special Edition, macht im Mittel 4 Punkte. Das ist auch noch okay, aber wem es in erster Linie um den Film geht, der fährt auch mit einer Einzel-DVD gut. Sehenswert ist der Film allemal.Vollständige Rezension lesen
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