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Aufgewachsen in dem trostlosen, spießbürgerlichen Neubauviertel Neue Vahr Süd - mit Anschluss an die Autobahn -, steht Frank Lehmann zum ersten Mal in seinem Leben vor einem echten Problem: Er hat schlicht und einfach vergessen, den Wehrdienst zu verweigern. Und während er nun in der Kaserne Strammstehen und bedingungslosen Gehorsam lernen soll, proben seine Freunde schon einmal die proletarische Weltrevolution. Und es kommt noch schlimmer, denn der Auszug von Zuhause in eine chaotische Wohngemeinschaft stellt Frank vor existenzielle Fragen wie: Wer macht den Abwasch? Und: Wer darf eigentlich Sibille küssen? Wie schon in seinem ersten Roman sind Regener hinreißende Milieubilder geglückt, die sich insbesondere aus den immer wieder ins Absurde kippenden Dialogen ergeben. Regener beherrscht meisterlich die Kunst der bizarren Zwiesprache... Vor allem jedoch beherrscht Regener die Kunst der intelligenten Unterhaltung.Vollständige Rezension lesen
'neue vahr süd' buchbesprechung berlin, november 2008 ich kam auf das buch über eine rezension, die sich mit ‚dem kleinen bruder’ beschäftigte. zuerst las ich ‚herr lehmann’ - nicht schlecht, kurzweilig, als berliner sprach es mich an. ‚neue vahr süd’ war der nächste logische schritt. locker geschrieben im stream-of-consciousness stil weckt es erinnerungen hauptsächlich für die männlichen leser über den alltäglichen wahnsinn, gesellschaftlichen zwängen, der familie und bundeswehr ausgeliefert zu sein und dagegen nebulös zu revoltieren - immer halb dazu getrieben als wirklich aus eigener entscheidung. zwischen idealismus und apathie dahin treibend, gerät der junge protagonist frank lehmann immer wieder in tragikomische situationen, die ihn gleichzeitig überfordern, aber auch aufwecken, etwas zu tun - sei es, um für sich selbst seine identität zu wahren oder auch nur zu ertasten, sei es, nicht vor ‚leidensgenossen’ (armeerekruten, pseudolinke wg-mitbewohner, liebschaften) nicht das gesicht zu verlieren. als gelegentlich unfreiwilliger held spiegelt frank l. die scheinheiligkeit und kälte, auch die merkwürdig teilnahmslos-nüchterne moralität und den idealismus seiner zeit wieder, welche eigentlich immer wieder auf schlappen, verschleierten egoismus hinaus kommen. nach einiger zeit wird es aber zunehmend langweilig, lange flache dialoge über sich ergehen lassen zu müssen, die man schon damals im alltag ätzend fand und zu vermeiden suchte. sehr viele männliche babyboomer können sich an hirnlose dialoge in endlosschleife in einem entwürdigenden umfeld erinnern, dem er hilflos ausgeliefert war. und das war nicht nur das militär in brd/ddr oder polizeidienst in west-berlin. auch an die ‚netten’ ausnahmen im unmenschlichen system erinnert sich man(n) dankbar. auf dem anderen ufer, trotz wunderbar erlebter ausnahmen: auch die hohlen parolen sowie unsolidarischen verhaltensweisen vieler ‚szene’mitläufer der gegenseite untergruben den wert der alternative. das kommt gut heraus in ‚neue vahr süd’. fast jeder nichtpriviligierte jüngling musste sich mit der möglichen kasernierung auseinander setzen und war im geiste der antiautoritären zeit fast genötigt, sich der selbstachtung willen zu widersetzen. protagonist frank l. hätte sich die frage der gegenwehr und einem zufälligen wohnen in einer kbw-alternativlinken wg in anderen zeiten wohl gar nicht gestellt. sven regener zeigt auch diesen aspekt schön auf. trotz alledem, bundeswehr gedöns, linksalternative wg-scheinheiligkeiten etc. sind ja gut zur veranschaulichung, nehmen aber einfach zu viel platz ein und ertränken somit die herzerwärmenden momente von situationskomik. der leser fühlt sich quasi als mitbeteiligter an andy warhols 15 minuten ruhm, den nun auch eine alltägliche unscheinbare person stellvertretend erhält, dann jedoch wieder in der versenkung verschwindet. vielleicht ist eine art deutscher charles bukowski angestrebt, aber dazu geht's nicht tief genug und wühlt nicht auf. es plätschert einfach so vor sich hin. stefan eixVollständige Rezension lesen
Der Roman hat seinen Titel von einem ganz und gar nicht pittoresken Neubauviertel im Osten von Bremen. Für Frank Lehmann, der gerade seine Lehre beendet hat, noch immer bei seinen Eltern wohn und irgendwie vergessen hat, den Wehrdienst zu verweigern, wird es ein hartes halbes Jahr. Zwar gelingt ihm nach einem Streit der Auszug aus dem Elternhaus in eine chaotische Wohngemeinschaft, aber ein neues Zuhause hat er damit noch lange nicht gefunden. Ich finde Sven Regener ist mit seinem zweiten Buch (dessen Geschichte vor seinem ersten Buch spielt) ein komischer und zugleich beklemmender Roman gelungen, der dem Leser über den Aufbruch seines Helden in eine verwirrende Zukunft die frühen achtziger Jahre von einer Seite nahebringt, die wahrscheinlich viele von uns erfolgreich verdrängt zu haben glaubten. Da selbst Marcel Reich-Ranicki gesagt hat "Ich habe sehr gelacht ... und ich lache nur selten unter meinem Niveau.", kann ich nichts mehr hinzufügen!Vollständige Rezension lesen
Auf einem Flohmarkt habe ich zufällig das Buch "Herr Lehmann" von Sven Regener gekauft. Da es mir sehr gut gefallen hat und ich auch eine begeisterte Hörerin von "Element of Crime", dessen Mitbegründer Sven Regener ist, habe ich bei ebay nach anderen Büchern von ihm gesucht und bin mit "Neue Vahr Süd" fündig geworden. Es handelt von einem jungen Mann (Frank Lehmann), der vergessen hat, den Wehrdienst zu verweigern und sich plötzlich auch mit ganz anderen Dingen des Lebens konfrontiert sieht. Das Ganze ist so bunt und teilweise komisch dargestellt, daß ich mit dem Lesen gar nicht mehr aufhören konnte und an einigen Stellen lauthals auflachen musste. Ein tolles und wirklich empfehlenswertes Buch!
Wer sich für leichte Literatur interesiert ist genau richtig. Eine ehrlichere Story wird es wohl kaum geben. Obwohl das Buch erst nach "Herr Lehmann" erschienen ist, handelt es sich dennoch um das Leben von Frank Lehmann in Bremen und somit vor seinen Erfahrungen, die er in Berlin macht. Das Buch ist zum schmunzeln und gleichzeitig unglaublich logisch. Kurz und knapp ist zu sagen: Top Buch, super Inhalt.
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