Fassungslosigkeit. Blankes Entsetzen ergriff mich, als ich das erste Mal Gedichte Mascha Kalekos las: ich konnte es einfach nicht fassen, zuvor nie etwas von ihr gehört zu haben. Als Liebhaber der Neuen Sachlichkeit per se, fand ich hier endlich, wonach ich so lange gesucht hatte: den - wenn man so will - weiblichen Erich Kästner. Wer bitte ist diese Mascha Kaleko? Im Berlin der dreißiger Jahre gehörte sie zum Kreis der schöpferischen Bohème, traf Literaten wie Tucholsky, Ringelnatz und Else Lasker-Schüler und erlangte schnell Berühmtheit. Es war ihre Kunst, mit einem Minimum an Sprache ein Maximum an Bedeutung zu transportieren, die den Zeitgeist traf und auch heute noch beeindruckt. Ihren stets nüchternen Blick auf Liebesbeziehungen, die zum Scheitern verurteilt sind, gepaart mit augenzwinkernder Sentimentalität und zynischer Ernüchterung – all das meinte wohl Thomas Mann, als er die „aufgeräumten Melancholie der Kaléko“ lobte. Und wirklich, ihre geschaffene Vereinigung von Witz, Ironie und Melancholie erinnert an Erich Kästners Sarkasmus (Zur Erinnerung Kästners Kleines Solo: “Einsam bist du sehr alleine. Aus der Wanduhr tropft die Zeit. Stehst am Fenster. Starrst auf Steine. Träumst von Liebe. Glaubst an keine. Kennst das Leben. Weißt Bescheid...“). Bei Kaleko klingt das dann folgendermaßen: „Wenn einer fortfährt, geht das Herz auf Reisen. Und treibt sich irgendwo allein herum. Es ist schon manchmal schwer, nicht zu entgleisen. Die klügste Art zu reden bleibt doch: stumm. Wenn einer fortging, kann man nichts vergessen, Und jeder Tag ist ein Erinnerungsblatt. Wenn einer fortgeht, braucht man nichts zu essen, Man wird vom Tränenschlucken satt“. Ich muss mit Reich-Ranicki d'accord gehen, wenn er konstatiert, Kaleko schreibe, wie ihr der Schnabel gewachsen sei. Und genau das ist es, was ich an ihr zu schätzen weiß. („Mir ist so kognakfroh zumut! Schon tanzen Wand und Schränke…Ich sag dem Tischherrn, was ich von ihm denke Und schließe daraus: der Schnaps war gut…“). In diesem Sammelband sind die ersten beiden Gedichtbände der Kaleko, die in den 30er Jahren noch vor ihrer Emigration in Berlin entstanden und der nationalsozialistischen Bücherverbrennungen zum Opfer fielen, zusammengefasst.Vollständige Rezension lesen
Die Autorin Mascha Kaleko hat hier ein wirklich lesenswertes Buch geschrieben. Die kurzen Gedichte und Geschichten sind für Gruppen und Kreise geeignet.
Ich habe dieses Buch sehr gerne gelesen! Sehr schöne Gedichte!
Bestätigter Kauf: Ja | Artikelzustand: Gebraucht
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