Mit hintersinnigem Humor, fast augenzwinkernd, beschreibt der Autor die Situation in China, als Mao die Kulturrevolution ausrief und sein Volk damit in tiefe Bedrängnis stürzte. Dazu wird die Perspektive eines betroffenen Jungen herangezogen, Sohn eines Arztes, der zur politischen „Umerziehung“ in die tiefste Provinz geschickt wird, weil - ja weil - sein Vater ein Intellektueller ist und aus keinem anderen Grund als diesem ins Gefängnis gesteckt wurde. Also Sippenhaft, wie man das nennen dürfte. Aber es bleibt die heitere Perspektive des Jugendlichen, der zusammen mit seinem ebenfalls verbannten Freund das Leben in einem entlegenen Bergdorf fristet, Alltagserlebnisse eben, jegliche politische Anklagen und Schärfen bleiben außen vor, auch wenn der informierte Westeuropäer sich vorstellen kann, wie grausam mit den Intellektuellen umgesprungen wurde (Mao als gelehriger Schüler des Massenmörders Stalin). Alles dreht sich um einen Schatz, den die beiden Jungen an sich bringen wollen, um überleben zu können. Mit viel Mut zum Risiko entwenden sie einen geheimnisvollen Koffer, der westliche Literatur enthalten soll, vornehmlich französische Romane, ins Chinesische übersetzt, wie sich herausstellt. Schon der Besitz eines einzigen solchen Buches ist strengstens verboten, doch ihr Wissensdurst verdrängt ihre Ängste, dafür verhört und vielleicht sogar gefoltert zu werden. Eine völlig neue und unbekannte Welt erschließt sich ihnen beim heimlichen Lesen dieser "dekadenten" Zeugnisse westlicher Bourgeoisie. Ganze Nächte hindurch lesen sie beim Schein einer Petroleumlampe, während sie tagsüber auf den Feldern schwer ackern müssen. Und sie gewinnen das Herz der hübschen kleinen chinesischen Schneiderin, einer Einheimischen, der sie aus den Büchern vorlesen und die sie beeindrucken mit ihrer Galanterie, die sie aus den Büchern gelernt haben. Welch anderes Frauenbild spricht aus Balzacs Romanen, als es die sozialistische Gegenwart widerspiegelt? Es wäre fast die kleine Idylle geblieben, wenn die kleine Schneiderin nicht von seinem Freund schwanger wird. Ein Affront in der sozialistischen chinesischen Gesellschaft, zu jung, um schon heiraten zu dürfen, aber dennoch schwanger! Dieser Fall ist offenbar nicht vorgesehen, kein Ausweg in Sicht. Doch heldenhaft mutig besticht der Ich-Erzähler einen Arzt, dem er als Gegenleistung eins der wertvollen Bücher verspricht, und er rettet die kleine Schneiderin vor der gesellschaftlichen Blamage und der Strafverfolgung durch die Autoritäten. Da die kleine Schneiderin nicht beide Jungen lieben kann, entschließt sie sich, sie zu verlassen und in die Stadt zu gehen, wo sie hofft, ihr Glück zu finden. Ohne Pathos, schlicht, aber sprachgewaltig wird das Schicksal der Verbannten erzählt. Beispielhaft ausweglos die kleine Liebesgeschichte, die in der sozialistisch bestimmten Gesellschaft keinen Platz hat. Ein wenig Trauer bleibt zurück, wenn man ans Ende der letzten Seite gekommen ist.Vollständige Rezension lesen
"Balzac und die kleine chinesische Schneiderin" handelt von zwei Studenten, die in Zeiten der chinesischen Kulturrevolution zur Umerziehung in ein abgelegenes Bergdorf geschickt werden., um sie fort von jeglichen kulturellen Einflüssen auf ein arbeitsames Leben vorzubereiten. Als jedoch die beiden Studenten einen Koffer mit verbotener Literatur aus der westlichen Welt entdecken, erhält die Geschichte eine magische Sogwirkung. Balzac, Flaubert und Dumas eröffnen Horizonte. Vor allem für die kleine chinesische Schneiderin, die die freundschaftliche Beziehung der beiden Jungen ungewollt auf eine harte Probe stellt, bedeuten diese Bücher einen überraschenden Wendepunkt in ihrem Leben. Das Buch von Dai Sijie gehört zu meinen absoluten Lieblingsbüchern, nicht zuletzt wegen der wunderbaren Erzählweise bei der kein Wort überflüssig erscheint.Vollständige Rezension lesen
Ich wurde durch die Verfilmung auf das Buch aufmerksam. Oft mag ich die Bücher lieber als die dazu gedrehten Filme. In diesem Falle kann ich beides empfehlen; das Buch liest sich leicht und flüssig, ist sowohl leicht informativ als auch unterhaltsam. Der Film weicht zwar teilweise vom Original ab, was aber in diesem Fall eine weitergehende Vertiefung in die chinesische Lebensweise während der Kulturrevolution und einiger Exilanten ermöglicht.
Romantisch, satirisch und von unnachahmlicher Leichtigkeit. Die schönste Liebeserklärung des Jahres: an die Literatur, an das leben, an die Ironie, an eine Frau. Es ist außerdem die frechste, charmanteste Lektion zum Thema Freiheit... Ein Roman den man überall auf der Welt lesen kann außer in China
Ich bin total begeistert von der chinesischen Kultur und Geschichte! Mir hates gut gefallen, dass das Buch sicher verpackt, in perfektem Zustand und ganz schnell bei mir war.
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