Eine kühle und präzise Erzählung über eine tragische Vater-Sohn-Beziehung. (DR) Dass der Liebe nicht zu trauen ist, weil sie immer Enttäuschung und Verzweiflung nach sich zieht, diese Ansage stellt der deutsche Autor Thomas Lang mit zwei Zeilen aus Nick Caves "I let love in" als Motto an den Beginn seiner Erzählung um ein letztes Aufeinandertreffen zwischen einem Sohn und seinem Vater. Und damit ist der Grundton angeschlagen. Anders als bei Cave allerdings wird die völlige Hoffnungslosigkeit sowohl des Vaters als auch des Sohnes, aus deren Perspektive abwechselnd erzählt wird, nicht fast gebrüllt, sondern verbirgt sich hinter einer präzisen und kühlen formalen Gestaltung. Da treffen sich also an einem Nachmittag zwei, die in der Liebe und im Leben gescheitert sind. Den einen hat sein körperlicher Verfall in ein Pflegeheim gebracht - und nichts Nennenswertes scheint geblieben zu sein. Der andere ist im und am Showbusiness zerbrochen und hat nichts mehr zu verlieren. Der Vater ist immer noch enttäuscht von seinem Hosenscheißer-Sohn, der Sohn steht immer noch im Bann des übermächtigen und überfordernden Vaters, der ihm gegenüber immer gleichgültig zu sein schien. Nicht nur das Mitleid, das beide an manchen Stellen zumindest andeuten, zeigt, dass sie mehr verbindet, als sie zugeben wollen. Dicht unter der sarkastischen und kalten Oberfläche sowohl der Erzählung als auch der Helden ist die Sehnsucht zu spüren, der Einsamkeit zu entfliehen. Und der finale Höhepunkt, jener Teil des Textes, der 2005 mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis ausgezeichnet wurde, bringt folgerichtig die größtmögliche Zuwendung von Vater und Sohn. Und lässt die LeserInnen atemlos zurück und wieder an Nick Cave denken. Ob dessen Warnung - "Far worse to be Love's lover than the lover that Love has scorned" - aber helfen wird, bleibt zweifelhaft, schließlich muss jeder an der Liebe selber scheitern.Vollständige Rezension lesen
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