Wer die Grant-County Thriller von Karin Slaughter liest und liebt, der wird hier ganz unwillkürlich nach Verbindungen und Querverweisen suchen, denn es soll ja nicht so weit weg sein von Atlanta, dem Handlungsort dieses Buches. Doch ich bin nicht fündig geworden. Das mag man jetzt bedauern oder auch nicht, nötig hat es dieses Buch ganz gewiss nicht. Man erlebt einen aus der Haft entlassenen, verurteilten Mörder, der sich nach langen Jahren und schrecklichen Erlebnissen im Knast in einer reichlich veränderten Welt zurechtfinden muss, die ihn nicht will und die nicht viel Gutes für ihn bereit hält. Trotz all dieser Widrigkeiten versucht er herauszufinden, wieso er damals verknackt wurde. Wie auch schon in den Büchern um Sara Linton und Jeffrey Tolliver verwebt Karin Slaughter geschickt mehrere Handlungsstränge und Personen eng miteinander und lässt sie zusammen eine schreckliche Handlung durchleben. Wie schon aus den anderen Büchern gewohnt, erspart uns die Autorin keine Graumsamkeit oder sexuelle Gewalt. Diese Direktheit mag den einen oder anderen Leser stark verstören und geradezu anwidern, doch es macht auf geradezu plastische Deutlichkeit klar, dass das Leben eben schlecht und grausam sein kann. Ein aufwühlendes Thema wird mit all seinen Facetten durchleuchtet, der Leser kann sich selber sein Bild machen. Genauso athmospärisch dicht und spannend wie die Story sind auch die Charaktere wiedergegeben, seien es nun die Opfer, die Täter oder die Cops. Alle haben sie ganz reel ihre guten und schlechten Seiten, die hier auch schön und ausführlich beschrieben werden. Man kann fast an jeder Figur liebens- und hassenwerte Züge finden. Doch gerade diese Ambivalenz verhilft dem Roman zu seiner Spannung. Bis zum Schluss kann man nur erahnen, wer denn jetzt der Gute und wer der Böse ist, man wird immer wieder auf falsche Fährten geführt. Das Ende des Buches lässt eine Fortsetzung mit dem Ermittlergespann zu, was ich auch sehr begrüssen würde, denn ich hatte meine helle Freude an dieser Lektüre. Wer nicht auf die deutsche Übersetzung warten mag, dem sei die englische Orignalfassung dringend ans Herz gelegt. Das Englisch bedient sich einer klaren, schnörkellosen Sprache, die mit guten Schulkenntnissen auch ohne Wörterbuch spielend gemeistert werden kann. Lediglich der farbige Südstaaten-Slang Georgias der Dialoge mag für anfängliches Stirnrunzeln sorgen!Vollständige Rezension lesen
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