Leseprobe
Schwarzwald gefühlsechtIch bin im Südschwarzwald, weil es dort kissenweiche Graspolster unter mächtigen Weißtannen gibt, dazu Alpenblick und Schinkenspeck. Außerdem gibt es keine menschenfreundlichere Rückenlehne als die Weidbuchen am Knöpflesbrunnen. Ich gehe in den Schwarzwald, weil ich einmal im Jahr zu den Seerosen im Nonnenmattweiher schwimmen möchte.An einem Samstagmorgen, wenn sich in der Innenstadt die Parkhäuser füllen, den Blauen hinauf, übers Lipple in engen Kehren runter nach Wies, wieder rauf nach Demberg. Dort am bunten Bienenhaus vorbei, vielleicht Forellen oder Honig bei den Brendlins holen. Die Luft ist frischwürzig, irgendwo kreischt eine Säge im Wald. Später dann Suppe aus der Löwenkopfterrine und ein gemischter Braten aus dem holzbefeuerten Ofen im Adler in Ried. Das ist mein Südschwarzwald.32 leichte Entdeckungen sind 32 Wirkstoffe – vom Sonnenbänkle am Panoramaweg zur Kapfenkapelle bei Sankt Märgen bis zur groben Bratwurst im Hotzenwald. Außerdem schmeckt Schinkenspeck bei Neuschnee am besten, im Auerhahn in Rollsbach oder in der Sonne in Riedichen.Ich mag keine Kirschtortenkurse, kaukasischer Honig, der auf Paßhöhen aus dem Kofferraum verkauft wird, kommt mir nicht aufs Brot. Heidelbeerwein mögen jene genießen, die sich „in rustikal eingerichteten Räumen mit Schwarzwälder Gastlichkeit verwöhnen lassen“. Dralle Heimatstuben, in denen Carolin-Reiber-Klone sitzen, sind mir ein Gräuel. Ebenso Wälderpfännle und Vesperbrettle mit Fabrikschinken. Wandern wie im Nähkurs wird in diesem Buch auch nicht praktiziert, kein Links ab im Gleichschritt marsch… Der Rest kann mitkommen.