Christa Wolfs Vorlesungsreihe im Rahmen der Poetik-Dozentur an der Johann Wolfgang von Goethe-Universität in Frankfurt / Main im Sommer 1982 wurde zu einem spektakulären Ereignis. Das Kassandra -Projekt, vor allem jedoch die Erzählung selber, traf den Nerv der Zeit. Im Zentrum der Erzählung steht der Grundkonflikt der Figur, der trojanischen Seherin Kassandra, ihr Ringen um Autonomie . Wolf hat diese mythologische Figur mit den Mitteln einer psychologisierenden Um- und Neudeutung auf faszinierende Weise zu einer Zeitgenossin werden lassen. Was die Voraussetzungen einer Erzählung in Reisebericht, Arbeitstagebuch und Brief essayistisch entfalten, realisiert die Erzählung poetisch. Weibliche Subjektwerdung und der Entwurf einer von der herrschenden verschiedenen Ästhetik unter dem Stichwort weibliches Schreiben sind die einander umkreisenden und ergänzenden Themen der Texte dieses Bandes. Die überwältigende internationale Resonanz des Kassandra -Projekts belegt eindrucksvoll das Gewicht der Stimme d