Frau spricht nicht Mann
"Dem Ersten gehört der Ruhm, auch wenn andere es besser gemacht haben", so lautet ein fernöstliches Sprichwort. Einen Punkt für Originalität können die Autorinnen Susanne Fröhlich und Constanze Kleis mit ihrem Plagiat von Mario Barths Sprachführer für den ratlosen Mann also schon einmal nicht gewinnen. Das gleiche Format, das gleiche, von Langenscheidts echten Fremdsprachenführern gemopste Layout, sogar die gleiche Seitenzahl (128) und logischerweise auch der gleiche sportliche Preis (9,95 Euro).
Nur thematisch ist natürlich alles umgedreht: wo Mario Barth sich Ende 2004 in 14 Kapiteln abmühte, Männern auf vergnügliche Art das Verständnis für Sprache und Denkweise der geliebten Partnerin zu erklären, befassen sich Fröhlich und Kleis nun ein Jahr später in 15 Kapiteln mit dem Verständnis des männlichen Geschlechtes. Mit doppelter Autorenpower, einer erfolgreichen Vorlage und einem Jahr Vorlauf sollten sie es eigentlich hinbekommen haben, es besser oder wenigstens nicht schlechter zu machen.
Aber nein. Sie orientieren sich ganz brav am Aufbau der Vorlage - sogar die Schulbuchsymbolik und kleine Comiczeichnungen finden wir, und natürlich an den Kapitelenden die obligatorische Vokabelübersicht "Er sagt - Er meint". Aber der Schuß geht nach hinten los. Denn dem Büchlein fehlt ein entscheidendes Merkmal: die Selbstironie.
Natürlich kann man das Thema so überzogen und einseitig angehen, wie Fröhlich und Kleis dies getan haben, und aus allen Rohren auf das andere Geschlecht feuern. Die Vorlage von Mario Barth ging seinerzeit sehr erfolgreich einen anderen Weg: er zollte den Frauen erstens Respekt und verband zweitens fast jede Frotzelei über die Damenwelt mit einer unterschwelligen Retourkutsche für die Männer. Da beschwert sich der Mann beispielsweise über den schier unstillbaren Vorspiel-Bedarf der Frauen und entlarvt damit nur seine eigene Rein-Raus-Runter-Mentalität. So lacht Mann über Frau - und über sich selbst. Das ist durchaus sympathisch und öffnet Türen.
Hier lacht Frau nicht, sie verspottet - und freut sich an ihrer eigenen Überlegenheit. Kein Klischee wird ausgelassen. Männer sind mäßige Liebhaber, mit dem Frauenkörper kaum vertrauter als mit postromantischer irischer Lyrik. Sie reden wenig und kommunizieren hauptsächlich über Urlaute. Männer haben Bindungsängste und Minderwertigkeitskomplexe, so sind sie laut O-Ton der Autorinnen "neidisch auf den Blauwal wegen seines 2,5m langen Penis". Sie hauen im Job machomässig auf den Putz, obwohl sie stoffelig und unterqualifiziert sind, sind Aspekten wie Körperpflege und Mode eher abgeneigt und haben ein schlichtes kindliches Gemüt (Zitat: "Er jubelt, weil er die Fliege im Urinal getroffen hat.").
Lässt man sich vielleicht anfangs noch auf die etwas derbe Art ein, in der Hoffnung, das Lachen werde sich schon irgendwann einstellen, so wird dieser Stil spätestens ab dem 3. Kapitel ärgerlich und nervtötend. Auch Frauen dürften an dieser pauschalen Füsilierung der Männer nur wenig Gefallen finden, es ist einfach zu plump und zu verbissen geschrieben. Und zu anonym: während Barth oft von sich selbst und seiner Freundin erzählt hat, wird hier über Männer und Frauen ganz allgemein und abstrakt geschrieben, nicht selten gar mit pseudowissenschaftlicher Präzision der Marke "63% der Männer glauben ernsthaft…". Das alles verstärkt die unangenehme, überhebliche und unpersönliche Attitüde der Autorinnen.
Vielleicht sind aber Männer und Frauen wirklich so verschieden, dass ein tumber KerlVollständige Rezension lesen
