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Die Minima Moralia von Theodor W. Adorno ist für viele ein Einstiegswerk in die philosohpischen Gedankengänge der kritischen Theorie. Als philosophische Lebenshilfe gedacht, die sich zumeist negativ artikuliert über Kritik des Bestehenden, stellt sie einen Ausreißer in Adornos unverzichtbarem Werk dar. Das schlägt sich leider auch im Inhalt wieder. Zwischen tiefschürfenden Einführungen in eine dialektische Kritik mit Hegel an Hegel finden sich immer wieder minimalistische Vergleiche, die eben jener Dialektik spotten und im Endeffekt Romantisierungen darstellen. Aus einer Erscheinung wie dem Pantoffel oder der neuesten Bettenmode werden Trends herausgearbeitet, die in klassisch-konservativer Manier als Verfall empfunden werden. Die Betrachtungen kreisen um einen Punkt ohne Wiederkehr, und damit ist nicht immer, wie nachvollziehbar wäre, vor Auschwitz gemeint, sondern möglicherweise auch einfach nur Adornos Jugend. Adorno ist in diesem Werk Spengler näher als je, insofern er sich auf Phänomenologie zurückfallen lässt. Zumeist vermag er darauf zu reflektieren und die Romantik an einen erträglichen Ort zurückzuverweisen. Die Minima moralia ist eine ausgezeichnete Fundgrube für bösartige Zitate, wie der berühmte Satz: "Ein Deutscher ist ein Mensch, der keine Lüge aussprechen kann, ohne sie zu glauben." Selten war Adorno kritischer der Psychoanalyse gegenüber, als in diesem Werk und selten hatte man mehr den Verdacht, er sei es, um sich für die ersten Erkenntnisse, die er aus ihr zog, zu rächen. Beim Versuch, ein Leben zwischen den Stühlen schriftlich zu umkreisen, lässt sich Adorno bisweilen auf einem allzu bequemen Satz nieder, schmeckt dem Ruhm des willfährigen Zitats, der gediegenen Wortschöpfung, nach, ohne deren Wahrheitsgehalt zu prüfen. Der positive Effekt der Minima Moralia ist eine Verweigerung der Idolatrie, die durch den notwendigen Unwillen, den manche Zeilen hervorrufen müssen, bedingt wird. Andere Werke Adornos, wie die "Eingriffe" oder der "Jargon der Eigentlichkeit" bieten fülligere und schärfere Einsichten, die der allzu schroff geratenen Verallgemeinerung des individuellen Empfindens in der Minima Moralia entgegenstehen. Die Minima Moralia ist Adornos eitelstes und fahrlässigstes Werk. Gelesen haben muss man sie, um die Person Adorno zu verstehen und den Blick auf Gesellschaft zu schärfen.Vollständige Rezension lesen