ist man in Gottes oder Googles Hand. Soeben ist die Urteilsbegründung für den erneuten Schuldspruch von Amanda Knox und Raffaele Sollecito veröffentlicht worden. Das Tatmotiv ist demnach mittlerweile ein Streit um Geld, nachdem zuvor Sex und Sauberkeit das rätselhafte Warum? der Tat begründen sollten. Das fragt man sich ja - und kauft vom Grübelpotential dieses Falls angesteckt dieses Buch ;- Warum sollte ein frisch verliebtes Studentenpärchen eine solche Tat begehen? Der Einzige, der in dieser Geschichte ein Tatmotiv erkennen lässt, ist aber der bereits verurteilte, scheinbare Dritte im Bunde, Rudi Guede (dessen Beteuerung i didn't make no shit..., man durchaus als symbolisches Geständnis seiner Alleintäterschaft verstehen kann) Dass Guede nicht nur ein notorischer Einbrecher und Drogendealer, sondern offenbar auch ein Polizeispitzel ist, der sich behördlicher Schutzmaßnahmen erfreut, erfährt in unter anderem in diesem Buch des Journalisten Mario Spezi (der Beitrag des wohl prominenteren Ko-Autors Douglas Preston beschränkt sich auf ein kritisches Vorwort). Spezi, seines Zeichens Rechtsjournalist, beleuchtet nicht nur die Gepflogenheiten des italienischen Justizsystems (provisorische Verurteilung im Hinblick auf das kommende Berufungsverfahren), sondern auch die spezielle Logik im Verfahren zum Mordfall von Perugia, insbesondere die Rolle des amtierenden Staatsanwaltes, dessen Verhalten er schon an anderer Stelle kritisch begleitet und kommentiert hatte (Das Monster von Florenz). Spezi zufolge wurzeln die fragwürdigen Gewissheiten des leitenden Justizbeamten und ihre Quelle (eine Hellseherin, deren Informationen maßgebend sind) in einer mittelalterlichen Version des italienischen Katholizismus, der an der Hexe Amanda Knox sein Exempel statuieren will. Darüberhinaus dokumentiert und analysiert er die Rolle der Medien in der Wahrnehmung des Falls: von der lokalen Presse wurde Knox schnell zur satanischen Sexkillerin aufgebaut, die internationale Presse schreibt das ab, bevor sie sich entschließt, eigenständige Recherchen vor Ort zu leisten. Man erfährt, wer hinter den zahlreichen Internetforen Pro und Contra Amanda steckt, die weiterhin einen gehässigen Krieg um Schuld und Unschuld führen. Nicht zuletzt das Spezi von eben diesem Staatsanwalt wegen Behinderung der Justiz in dem Fall kurzfristig in Haft gesetzt wurde und angesichts eines Abgrundes aus Projektion, Vorverurteilung, Meinungsmache und komplizenhafter behördlicher Trägheiten seinerseits ins Grübeln geraten ist. Was tatsächlich an jenem Novemberabend 2007 in Perugia passiert ist, weiß man nach der Lektüre des "Engels mit den Eisaugen" immer noch nicht: Man weiß aber, welche Mächte die Beurteilung und Verhandlung des Falls maßgeblich beeinflusst haben.Vollständige Rezension lesen
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