Nachdem sich Radiohead von ihrem Debüt "Pablo Honey" ausgehend über "The Bend", dem Fanliebling "OK, Computer", alternativem Poprock und Brit-Pop vorbei an der Imagekeilerei zwischen Blur und Oasis an die vordersten Plätze der britischen Musikexporte gekämpft hatten, schienen sie angekommen zu sein. Die Kritiker waren begeistert und die Fans erfreuten sich der konsequenten Steigerung von Album zu Album. Dummerweise war das gerade der Grund für Thom Yorke und seine Mannen sich selbst zu reflektieren, um zu erkennen, daß sie das alles gar nicht so recht wollten. Yorke selbst verfiel einer Schreibblockade und Depressionen. "Alles, was wir erschaffen haben, von dem wir überzeugt waren, das es phantastisch ist, entwickelt sich dahingehend, es völlig beschi**en zu finden." Insbesondere die mediale Nutzung der Songs passten Radiohead gar nicht und so gab es zu "Kid A" zunächst auch keine konventionellen Videoclips, sondern es geisterten sog. Blips - kurze, musikuntermalte Sequenzen - durch das Internet. Hier konnte man mit der Zeit auch Videoclips (z.B. "Motion Picture Soundtrack") verfolgen - während das Musikfernsehen sich letzten Endes mit den Blips vergnügen mussten. Das Album selbst bricht mit dem bekannten Sound und der Mainstreamtauglichkeit. Irgendwo zwischen Jazz, IDM (Intelligent Dance Music), Glitch und Pop ist "Kid A". Sicherlich wäre es übertrieben hier von Avantgardismus oder einer Art "Antipop" zu sprechen, jedoch bleibt es schwer zugänglich und im Vergleich zur restlichen Diskographie sehr gewagt - gerade als kommerziell erfolgreiche Band. Typische Songstrukturen treten hier nur spartanisch auf, oft überlagern verschiedene Soundteppiche die künstlichen anmutenden Melodien. Sphärisch und gerade zu hypnotisch zieht "Kid A" den Hörer entweder in seinen Bann oder verschließt sich völligst. Klassische Songs enthält die Scheibe dennoch. "The National Anthem", das mit einer repetierenden Basslinie und gekonnt inszenierten Bläsern aufwartet, dem ergreifend-fragilen "How To Disappear Completely" oder "Optimistic", dem wahrscheinlichsten Versuch, eine Brücke von "OK, Computer" zu "Kid A" zu schlagen. Zu den Höhepunkten gehören sicherlich die anorganischen, sterilen und kühl gehaltenen Tracks wie dem Titelsong "Kid A" und dem grandiosen "Idioteque", dessen technoider Beat und mantraesk vorgetragenen Lyrics vielleicht die Quintessenz des Albums darstellen. Auch der Opener "Everything In It's Right Place", in dem elektronische Pianoklänge dominieren, könnte stellvertretend für "Kid A" sein, gerade im Zusammenhang mit seinem kryptisch anmutenden Songtext. Wie es sich für ein großartiges Album gehört enthält "Kid A" auch Reibungspunkte, die es immer wieder zu bestehen gibt. So mag man während "Treefinger" einfach nichts Faßbares oder vertonte Langeweile hören können oder das abschließende "Motion Picture Soundtrack" mit seinen Harfen und zarten Chören im Kitsch versinken sehen. "Kid A" wandelt auf dem schmalen Grat zwischen Narzißmus, geheuchelter Innovation sowie Selbstinszenierung auf der einen und Genialität, Mut, und dem vielleicht bandeigenen Verständnis musikalischen Expressionismuses auf der anderen Seite. Es spaltete nicht nur die Meinung der Fans, sondern auch die, der Musikfachblättern, katapultierte sich jedoch auf Platz 1 der US- und UK-Charts - aber mit Sicherheit gehört es zu den Alben, die man gehört haben sollte.Vollständige Rezension lesen
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CD ist in super Zustand. Danke.
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