Kann mit dem Begriff Stellvertretung die Bedeutung von Leben, Leiden und Tod Jesu Christi auf den Begriff gebracht werden? Stephan Schaede beschreibt zunächst die lateinische Vorgeschichte des Ausdrucks Stellvertretung. Einblicke in antike und mittelalterliche Texte zeigen, wie die sieben lateinischen Vorläufer des Begriffs seine Bedeutung beeinflußt haben. Vor diesem Hintergrund untersucht der Autor im zweiten Teil, der Texte von Anselm von Canterbury bis Kant umfaßt, wie das Stellvertretungsmotiv in der Soteriologie allmählich aufkam, und begründet, weshalb sich der terminologische Gebrauch des Begriffs spät etablierte und alsbald in die Krise kam. Es zeigt sich, daß die Stellvertretung ein notwendiger Merkposten ist, der ein ungeklärtes soteriologisches Problem signalisiert.