Fast ein Jahrhundert lag der alte Karton vergessen auf dem Dachboden, bis 2004 das Haus abgerissen wurde. Der Inhalt: Briefe und Feldpostkarten, die mein Großvater im 1. Weltkrieg von der Westfront an seine Frau Katharina schrieb. Dokumente aus einer Zeit, die ich nur vom Geschichtsunterricht her kenne. Meine Großeltern jedoch haben die schwere Jahre des 1. Weltkrieg hautnah miterlebt und in Briefen beschrieben. Ich bin zusammen mit meinen Großeltern aufgewachsen, in einem Haushalt mit drei Generationen unter einem Dach, so wie es damals üblich war. Vom 1. Weltkrieg haben die beiden nur selten erzählt. Der Inhalt der lange in Vergessenheit geratenen Feldpostbriefe vom Dachboden haben mir ein neues, bisher unbekanntes Bild von meinen Großeltern vermittelt. Im Nachhinein verstehe ich vieles, was mir früher bei ihrem Erzählen aus längst vergangenen Tagen unbegreiflich und verschlossen geblieben war. Die Briefe, ein spätes Vermächtnis meiner Großeltern. Denn nur wer das Vergangene kennt, kann die Gegenwart verstehen und für die Zukunft handeln.