Eine Madrider Klosterschülerin vertieft sich in das Leben der spanischen Königin Johanna und deren tragisches Schicksal im Zeitalter der Renaissance. (DR) Nach dem Tod ihrer Eltern lebt die 17-jährige Lucía in einer Madrider Klosterschule. Bei einem Besuch im Escorial lernt sie den Historiker Manuel kennen, der ihr ein merkwürdiges Angebot macht. Er bittet sie, sich in die Rolle der spanischen Prinzessin Johanna zu versetzen, der sie auffallend gleicht. Er beschäftigt sich geradezu obsessiv mit dieser historischen Person und möchte mit Hilfe von Lucía eine Innensicht auf deren Gefühlswelt gewinnen. Lucía geht darauf ein und identifiziert sich durch Manuels eindringliche Schilderung immer mehr mit der unglücklichen Johanna, die den Beinamen die Wahnsinnige erhielt - zu Unrecht wie Manuel meint. Die Tochter Ferdinands und Isabellas von Spanien heiratete 1485 Erzherzog Philipp den Schönen, einen Sohn Kaiser Maximilians, und wurde Mutter des späteren Kaiser Karls V. Die schöne, gebildete und außergewöhnlich intelligente Frau wurde zum Spielball dynastischer Machtinteressen zwischen Flandern und Spanien. Nach dem Tod ihres Mannes, den sie leidenschaftlich liebte, wurde Johanna, die ihren Anspruch auf die spanische Krone nicht aufgeben wollte, unter dem Vorwand, wahnsinnig zu sein, bis zu ihrem Tod eingesperrt. Je weiter wir in der Kulturgeschichte zurückgehen, desto schwerer wird es, einen ihrer Träger als Person zu rekonstruieren. Es wäre naiv, davon auszugehen, dass das Empfinden der Menschen vergangener Jahrhunderte dem unseren gleich gewesen ist. Eine Autorin wie Gioconda Belli weiß das natürlich und lässt ihre Protagonistin Lucía diese Bedenken auch aussprechen. Mit dem Kunstgriff, die Renaissancegestalt Johanna mit einer jungen Frau von heute zu verbinden, wird das Bewusstsein dieser Problematik akzeptiert und ermöglicht ein umso lustvolleres Eintauchen in den Roman. Mit dem "Manuskript der Verführung" hat Gioconda Belli ein faszinierendes Porträt sowohl von Johanna als auch von der Renaissancezeit entworfen, die sie zum Funkeln und Leuchten bringt. Überzeugend schildert sie das Leben einer Frau, die trotz außergewöhnlicher Gaben männlichem Machtstreben zum Opfer fiel. Der virtuos geschriebene Roman, dessen Rahmenhandlung mit der historischen Schilderung ideal verknüpft ist, fesselt von der ersten bis zur letzten Seite und wird begeisterte LeserInnen finden.Vollständige Rezension lesen
Das Buch ist empfehlenswert, spannend zu lesen und eine sehr interessante Kombination von Historie und (einige Jahre zurückliegende) Gegenwart. Die Psychologie der Hauptperson ist packend, weil sie durch hineinversetzen in eine historische Person quasi deren Leben erlebt, aber in der Gegenwart. Die Autorin Gioconda Belli ist meine persönliche Entdeckung des vergangenen Jahres, ich sammle alle Bücher von ihr. Sie hat einen ganz eigenen Stil zu schreiben, den ich faszinierend finde. Sie schreibt sehr bildhaft, so dass der Leser unweigerlich vom Geschehen in Bann gezogen wird. Absolut schönes dickes Buch, mir gefällt es besonders in der gebundenen Ausgabe.
Ich habe das Buch vor wenigen Wochen gekauft und natürlich schon längst durchgelesen. Wie zu erwarten, mal wieder ein sehr guter Roman von Gioconda Belli an einem ganz neuen Schauplatz und anderer Zeit. Absolut empfehlenswert!!!
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