Suspense - and more
Diesen Film sollte man nicht verpassen. Er ist weit mehr als ein "Remake" von Hitchcocks berühmtem "Rear Window" (deutsch: "Das Fenster zum Hof"). "Disturbia" (das kommt nicht nur von "disturbe" - stören und "suburb" - Vorstadt, sondern da steckt auch die sich rasch drehende "Turbine" drin) ist rasant bis atemlos, spannend - und dazu noch ziemlich humorvoll und gewürzt mit einer knisternde Romanze zwischen der sinnlichen Ashley (souverän gespielt von Sarah Roemer) und dem impulsiv-charmanten Kale (da spielt der junge Shia LaBoeuf sich selbst - eine überzeugende Leistung). Der Film verbindet gekonnt verschiedene Genres - vom Thriller mit komödiantischen Einlagen und einer jungen Liebesgeschichte bis zum Horror - originell zu einem kurzweiligen Kinoabend. Er ist weit mehr als eine Neufassung von Hitchcocks Variante des Themas, bloß übersetzt in das Zeitalter der Digitaltechnik. Erstaunlich, wie unterschiedlich die gleiche Grundidee hier gestaltet wurde. Vor allem zum Ende hin braucht man streckenweise starke Nerven, aber, wie voraussehbar: Alles wird gut (das darf man verraten), und auch für das junge Paar gibt es natürlich ein Happy End. Die Story ist nicht an allen Punkten stimmig, aber das fällt beim Zuschauen kaum auf. Die Regiearbeit ist solide, wenn auch nicht vergleichbar mit der Meisterschaft von Hitchcock in "Rear Window". "Disturbia" ist vom Plot her jedoch weitaus vielgestaltiger, unterhaltsamer, und hat - erstaunlicherweise - insgesamt die durchaus besseren schauspielerischen Leistungen zu bieten. Grace Kelly ist bei Hitchcock in ihrer Upper-Class-Manie für das Hinterhaus der Mietskaserne eine glatte Fehlbesetzung, und dem biederen (und zu alten) James Stuart nimmt man den kecken, detektivischen Reporter a la Tintin nicht ab. Allein Raymond Burr als undurchsichtiger Nachbar bietet eine überzeugende Darstellung im Hitchcock-Klassiker. Die (damals) noch ganz jungen Talente Shia LaBoeuf und Sarah Roemer spielen in „Disturbia“ dagegen herzerfrischend, direkt und authentisch - das paßt zusammen. Und David Morse gibt den gut getarnten Killer auf seine Art genauso meisterhaft wie Burr bei Hitchcock. Die Anzahl der mumifizierten Leichen am Ende wirkt leicht übertrieben, aber ein wenig Gruseleffekt muß wohl auch sein. Carrie-Anne Moss, die als "Trinity" in "Matrix" eine geniale Leistung bot, ist als Mutter von Kale eher unpassend - ihr nimmt man die naive Rolle nicht so recht ab. Kein Wunder, daß zahlreiche Gesprächsszenen zwischen ihr und Kale vor Fertigstellung geschnitten wurden. Aber wen stört es - Sarah Roemer ist sowieso "die Frau" im Film, der optische Magnet, auf den sich das Fernglas fokussiert - und wer würde davon schon gern abgelenkt werden? Also - bewaffnet mit Opernglas, Popcorn und "einem Kaltgetränk Ihrer Wahl" anschnallen im Kinosessel und "Disturbia" genießen.
Bestätigter Kauf: JaArtikelzustand: Neu