Ein zeitloser Klassiker - die Bildqualität immer noch voll auf der Höhe
Beeindruckend, was diese alten Glasscherben im Vergleich mit topaktuellen Objektiven immer noch liefern. Ich konnte das Nikkor 50/1.4 direkt mit zwei verschiedenen Minolta MD 50/1.4 und dem topaktuellen Fujifilm 56/1.2 an realen Motiven vergleichen.
Klar, das Fujifilm hat bei Schärfe und Kontrast in der Bildmitte selbst bei 1.2 die Nase vorn, aber sowohl Nikon und Minolta schlagen sich gut. Das Minolta neigt je nach Motiv eher zum Überstrahlen und ist in der Bildmitte leicht schärfer als dieses Nikon und auch mechanisch leichter, der Fokusring läuft viel angenehmer. Das Nikkor hat über das gesamte Bild eine gleichmässigere Schärfe und der zwar schwergängigere aber dadurch auch nicht so leicht ver-stellende Blendenring gefällt mir besser als am Minolta, hat aber im Gegensatz zum Minolta wieder keine Zwischenstufen. Mechanisch und von der Wertigkeit beeindruckt natürlich das aktuelle Fuji 56/1.2, der elektrisch gekoppelte bei Bedarf manuelle Fokus hat m.E. aber eine zu langen Weg.
Ich werde das Nikkor 50/1.4 zusammen mit einem Zonghyi Speedbooster an einer Fujifilm X-T1 verwenden - der Speedbooster, den ich nur dringend empfehlen kann, stellt die Original 50mm Brennweite wieder her und hebt die scheinbare Blende (Lichtmenge) auf T1.0 - die optische Wirkung entspricht aber weiterhin einem 50/1.4 am Vollformat, auch für available light eine sehr schöne Sache. Man handelt sich nun (gegenüber glaslosen Adaptern an der Fuji) zwar eine Vignettierung am Rand ein, das Bokeh (Unschärfe) läuft aber verglichen mit den beiden anderen Objekiven zur Höchstform auf! Sehr weiches Bokeh und der Speedbooster verbessert insgesamt, trotz den zusätzlichen Glasflächen, nochmals die "relative" Schärfe, wenn man das Zielobjekt wieder gleich gross abbildet (nämlich näher rangehen kann, weil der 1.5 Verlängerungsfaktor der glaslosen Adapter wegfällt). Auch das Bokeh vom Minolta MD ist nicht schlecht, tendiert aber zu mehr Härte und "farbigen Zwiebelringen" in den Unschärfekreisen, das Fuji hat noch am wenigsten (aber immer noch Sichtbar) Farbquerfehler und, wohl aufgrund der ingesamt hohen Schärfe, auch eher "schärfere" Unschärfekreise (gibt das Sinn?).
Ebenfalls tut ein Diebstahl oder Verlust eines alten Nikkor, selbst zusammen mit Speedmaster unter EUR 250.- viel weniger weh, als der Preis eines Fuji 56/1.2. Weiters hat Nikkor einen ebenfalls höchst empfehlenswerten Klassiker, welcher dann auch an den Speedbooster passt und der in der Fototasche kaum aufträgt: das 105/2.5, welches ebenfalls durch beindruckende Abbildungsleistung punktet. Alternativ wäre auch das 85/1.8 von Nikon toll, leider aber schon wieder ein kleiner Brocken, wenn es um das Gewicht geht.
Ich kann das Nikkor 50/1.4 nur empfehlen - auch mit glaslosen Adaptern an allen Systemkameras, noch viel besser aber mit Zhongyi Speedbooster!
Bestätigter Kauf: JaArtikelzustand: Gebraucht