Peter Sloterdijks fulminantes ...Werk erschien, als ich gerade ein paar Semester Philosophie studiert hatte. - Ja, da war die Begeisterung groß! So philosophiert man! Eine erfrischende Interpretation der Philosophiegeschichte! Eine freche Parodie auf Kant! Ein gelungener Brückenschlag zu den antiken Kynikern! Sloterdijk versucht, hinter eine bloße (selbst wieder ideologische) Ideologiekritik zu kommen. Und dieses Ansinnen ist durchaus ehrenhaft. Ob ihm das tatsächlich gelungen ist, muß jeder Leser für selbst entscheiden. Heute sehe ich Sloterdijk kritischer als damals, vor 25 Jahren. Aber dennoch: das Buch ist eines der wichtigsten der deutschen Philosophie! Und es ist so gut lesbar geschrieben, daß man in Deutschland damals wieder die Philosophie als Wissenschaft ernstzunehmen begann. In jedem Fall amüsant sind die in sich gebrochenen Versuche, sprachlogisch vorzugehen bei psychologischen und soziologischen Phänomenen; z.B. auch in dem in sich selbst und an sich zynischen Satz Sloterdijks "Zynismus ist das aufgeklärte falsche Bewußtsein. Es ist das modernisierte unglückliche Bewußtsein, an dem Aufklärung zugleich erfolgreich und vergeblich gearbeitet hat. Es hat seine Aufklärung gelernt, aber nicht vollzogen und wohl nicht vollziehen können. Gutsituiert und miserabel zugleich fühlt sich dieses Bewußtsein von keiner Ideologiekritik mehr betroffen, da seine Falschheit bereits reflexiv gefedert ist." Schön gesagt. Und allein über solche Sätze bei Sloterdijk kann ich stundenlang schmunzeln. Ob er irgendwann erkennt, daß ihm ein Blick in den Spiegel gut getan hätte?