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Unterm Rad zeichnet das Bild eines Schülers vor der Nazizeit, welcher in engen, evangelischen Verhältnissen aufwächst und versucht durch das Einhalten von Regeln und Normen sich an die Gesellschaft anzupassen. Dies gelingt ihm zuweilen, doch wird aus dem Roman deutlich, dass das Gemüt, die Natur, die Voraussetzung an Talenten von der Umwelt zu wenig berücksichtigt wurde. So kann das Buch heute noch gelesen werden als Kritik am schwäbischen Sprichwort: Schaffe, schaffe, häusle bauen und net nach den Mädle schaue. Ebenso eine Kritik an der Kirche durch rigide Normen und eine fehlende Erläuterung einer Zielperspektive den Menschen nicht einem akribischen Perfektionismus anheim zu geben, sondern den Menschen als einen Weg auf Gott hin zu begreifen, welcher Fehler machen darf. Zugleich kann es als Kritik am damaligen evangelischen Bildungssystem aufgefaßt werden, welches eine Wertigkeit und Sicherheit für ein gelingenden Leben nur in einer wissenschaftlichen Karriere sieht und gesehen hat. Zugleich kann es als Kritik vor einer zu starren Autoritätshörigkeit angesehen werden - so kann es durchaus als Vorausschau auf das Naziregime gelesen werden. Zugleich kann es einem blinden Kadavergehorsam eine Absage erteilen, da es die Folgen in einem ungeklärten Tod und offenen Ausgang der Hauptperson abschließt. Zugleich kann es als Plädoyer oder besser gesagt als eine Wegweisung vom wilhelminischen Bildungskanon hin zu einer Reformpädagogik aufgefaßt werden, in welchem der Entwicklung des Menschen in all seinen Facetten mehr Raum gewährt wird, als wie es in diesem Buch von Hermann Hesse mit unterschiedlichen Bezügen zu Familie, Heimat, Krichenverortung und politischer Lage um 1906 geschrieben worden ist. Autobiographische Züge lassen sich keinesfalls leugnen, so dass dieses Buch gut geeignet ist, einem interessierten Leser das Wesen Hermann Hesses von Jugend an zu erschließen. Die Vielfalt der Ausgaben sowohl in unterschiedlichen deutschen Ausgaben als auch in anderen Sprachen geben zudem die Möglichkeit auch interkulturell ins Gespräch zu kommen, Von besonderem Interesse ist hier, die ungemein große Rezeption in Japan, doch ebenso auch in hebräischer, griechischer, koreanischer und vielen anderen Sprachen zeugen von der Beliebtheit dieses Buches. Sowohl dem jungen Leser sei es empfohlen, welche gewiss Gewinn daraus ziehen kann, Erfahrungen zu machen und dazu angeregt wird, und den Erwachsenen sei es empfohlen ihr pädagogisches Handeln an den Talenten, Fähigkeiten der Zöglinge auszurichten und weniger sich auf leicht dahergesagte Normen, ohne eigene inhaltliche Füllung zurückzuziehen. Durch die unterschiedliche Rezeption literarischer, musikalischer (=Hörbuch), zeichnerischer, illustrierender und malender Art , sowohl durch Hesse selbst, als auch durch folgende Künstler eröffnen damit ein literarisches Präludium in die ungemeine Schaffenskraft Hesses und die Nachwirkung des Literaturnobelpreisträgers bis heute. Wer dies Leseerlebnis ergänzen möchte, dem sei an dieser Stelle noch empfohlen das Museum in Calw, welches Leben und Werk des Literaten stets neu wandelnd darzustellen versucht.Vollständige Rezension lesen
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