BK 350: das schwere Motorrad aus Leipzig
Die BK 350 war ein Motorrad mit zwei Zylindern und 350 Kubikzentimeter Hubraum. Die VEB Motorradwerke Zschopau, kurz MZ, stellte dieses Motorrad zwischen 1952 und 1959 her. Öffentlich präsentiert wurde die Maschine bei der Leipziger Frühjahrsmesse 1951. Dennoch dauerte es bis Ende 1952, bis dieses Motorrad in Serie gebaut wurde. Wegen ihrer ungewöhnlichen Konstruktion sorgte die BK 350 international für Furore. Allerdings legte sich die Aufregung schnell. Dieses Motorrad war nicht annähernd so beliebt wie die AWO 425, der allseits geschätzte Dampfhammer der DDR. Teile für die BK 350 finden Sie bei eBay unter anderem in den Kategorien "BK 350 in Oldtimer-Motorrad-Motor- & Antriebsteile" und "BK 350 in Oldtimer-Motorrad-Lenker & -Spiegel".
Was war an der BK 350 so ungewöhnlich?
Die BK 350 hatte einen Zweitakt-Boxermotor. Bei einem Boxermotor liegen die Zylinder einander gegenüber und sind nicht in einer Reihe angeordnet. Die Kurbelwelle bewegt deshalb die Pleuelstangen abwechselnd, nicht nacheinander. Diese Bauweise erlaubt flache Motoren. Neben BMW haben nur wenige Motorräder Boxermotoren. Der Antrieb der BK 350 lieferte maximal 17 PS bei 5000 Umdrehungen pro Minute. Eine Kardanwelle übertrug die Kraft zum Hinterrad. Die Technik für diesen Motor stammte aus dem ehemaligen DKW-Werk in Zschopau. Der DDR-Fahrzeugbauverband hatte das Werk übernommen und zeichnete für die ersten BK 350 verantwortlich. Später übernahmen die Motorradwerke Zschopau die Produktion und das Motorrad hieß von nun an offiziell MZ BK 350. Für den BK-Motor nahmen die Ingenieure den ehemaligen DKW-Motor mit 250 Kubikzentimeter und vergrößerten ihn um 100 Kubikzentimeter. Die DDR-Staatsverwaltung war der Meinung, dass ein Motorradmodell für die jeweilige Motorengröße reicht. Der Platz der 250-Kubikzentimeter-Maschine war jedoch bereits von der AWO 425 besetzt.
Warum wurde die Produktion der BK 350 eingestellt?
Zwei Gründe führten dazu, dass die Produktion der BK 350 nach und nach eingestellt wurde. Boxermotoren sind weitaus teurer in der Herstellung als parallel gebaute Motoren. Außerdem funktionierte der Motor nicht einwandfrei. Das gemeinsame Kurbelgehäuse der Zylinder erzeugte schwierige Strömungsverhältnisse beim Kraftstoff. Der Vergaser ließ sich deshalb nur schwer für den linken Zylinder einstellen. Nur wenn in diesen Zylinder eine größere Hauptdüse eingepasst wurde, arbeitete der Vergaser normal. Da die BK 350 zu Ölkohleablagerungen neigte, empfahlen die Hersteller eine hochtourige Fahrweise von 3000 Umdrehungen pro Minute. 1959 wurde die letzte BK 350 fertiggestellt. Die Baureihe ES löste die BK 350 ab. Dieses Kürzel steht für "Einzylinder und Schwinge". Sie wurde von 1957 bis 1978 gebaut und war das erste Modell mit einer Typenreihe. Der Motor hatte folgende Hubräume: 125, 150, 175, 250 und 300 Kubikzentimeter.